Gemeinde St. Gertrud Dilkrath

Die Glocken von St. Gertrud in Dilkrath

Im Turm der Dilkrather Gertrudiskirche hängen drei alte Glocken: Die größte und älteste ist von 1436. Die beiden anderen von 1617 und 1667 (*1).

Über die größte und älteste Glocke von 1436 sind keine schriftlichen Aufzeichnungen erhalten. Sie trägt in gotischen Buchstaben im oberen Rand die Inschrift „JHS GERTRUDIS HUBERTUS PAULUS + MCCCCXXXVI“ =1436, (*2). Da diese Glocke älter ist als der 1460 errichtete Turm der jetzigen Kirche muss es also vorher in Dilkrath bereits eine Kirche mit einem entsprechenden Turm gegeben haben.

Die zweitälteste Glocke, die „Klimp“, trägt die Inschrift: „Jesus Maria Anna Cäcilia. Conrat Janssen h.m.g. (= hat mich gegossen) Anno 1617“.

Als kleinste Glocke blieb sie während des Zweiten Weltkrieges im Dilkrather Kirchturm und musste nicht abgeliefert werden. Unterlagen über den Guss finden sich keine im Pfarrarchiv.

Die jüngste Glocke hat jetzt immerhin mehr als 350 Jahre hinter sich und trägt die Inschrift: „S.MARIA S.HUBERTE S.CATHARINA PATRONI ORATE PRO NOBIS: ANNO 1667“. Im Pfarrarchiv finden sich etliche Unterlagen, die zur Entstehung dieser Glocke Auskünfte geben. Hierbei wird auch erwähnt, dass die Neuanschaffung nötig wurde, weil die mittlere Glocke „schon vor ein Jahr zerbrochen“ war (*3).

Schwierig hat sich wohl die Beschaffung der nötigen Gelder für den Neuguss erwiesen. Aus einem anderen Schriftstück des Archivs geht hervor, dass auch die Gertrudisbruderschaft aus ihren Einnahmen 11 Reichsthaler beisteuerte (*4).

Die beiden großen Glocken von 1436 und 1667 mussten 1942 für Rüstungszwecke abgeliefert werden, sind aber dem Einschmelzen entgangen und 1947 nach Dilkrath zurückgekehrt. In festlichem Zug wurden sie wieder in das Dorf gebracht.

Im Dachreiter der Dilkrather Kirche hing ursprünglich ein weiteres kleines Glöckchen, das als Messschelle unmittelbar vor der Messe geläutet und zur Wandlung angeschlagen wurde. Bei den Metallsammlungen im Ersten Weltkrieg konnte der damalige Pastor Heinrich Koopmann den Abtransport der großen Glocken verhindern, musste aber dieses Glöckchen opfern, seitdem ist der Dachreiter verwaist.

In der Dilkrather Kirche wird noch ein weiteres kleines Glöckchen aufbewahrt, das früher in der Johanneskapelle hing (*5). Es trägt die Inschrift „anno*dm*1526* pax*vobis“ (= im Jahr des Herrn 1526 Friede sei mit euch). Aus Sicherheitsgründen wurde das Glöckchen in den 1970er Jahren in die Kirche gebracht.

Die Glocke von 1667 wird täglich dreimal zum „Angelus“ geläutet und zu den Werktagsgottesdiensten. An Sonn- und Feiertagen ertönt das Geläut mit den beiden Glocken von 1436 und 1667, zum Totenläuten wird noch die kleinere Glocke von 1617 dazu genommen. Das Glöckchen von 1526 erklingt zu den Gottesdiensten an der Johanneskapelle, aber auch zu besonderen Anlässen in der Kirche.

In Dilkrath hat sich bis heute auch der alte Brauch des „Beierns“ erhalten. Zur Erstkommunionfeier und zu Fronleichnam wird mit den beiden großen Glocken von 1436 und 1667 ein melodisches Glockenspiel erzeugt.

 

Quellen und Anmerkungen:

  • auch Heimatbote Schwalmtal 2017, S. 62ff. und Festschrift der St. Gertrudisbruderschaft 2018, S. 95ff.
  • auch Heimatbuch Kreis Viersen 1988, S. 55
  • Pfarrarchiv Dilkrath, Nr. 1a, S. 41
  • Pfarrarchiv Dilkrath, Nr. 112, fol. 6
  • siehe hierzu auch: Heimatbote Schwalmtal 2001, S. 46f

    Franz-Josef Cohnen

Glocke von 1436 im Kirchtum

1  1436

Glocke von 1617

2  Glocke 1617 a178

Glocke von 1526

5  Glocke 1526

Festliche Heimkehr der Glocken 1947

6  Glocke heimkehr 1947180