Architektur und Ausmalung des Kircheninnern
In den frühen romanischen Kirchen waren die Dachstühle offen, so dass man von unten bis zum hölzernen Gebälk hinaufsehen konnte. Nach und nach wurden diese mit flachen Holzdecken geschlossen, die dann von immer weiter gespannten Tonnen- oder Kreuzgratgewölben abgelöst wurden. Die Decken und Wände waren voller Szenen aus der Bibel, Vorstellungen von Paradies und Verdammnis oder Abbildungen von Heiligen und Märtyrern. Weil weite Teile der Bevölkerung nicht lesen konnten, sollte ihnen auf diese Weise der christliche Glaube vermittelt werden.
Die folgende gotische Bauweise ging ab von dicken Mauern und kleinen Fensteröffnungen und ersetzte alles durch ein skelettartiges steinernes Gerüst mit (bunten) „Wänden aus Glas“. Wichtige architektonische Elemente waren Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe und Bündelpfeiler, die sich zu einer mächtigen, himmelwärts strebenden Raumhöhe zusammenfanden. Auch diese Kirchen waren ursprünglich reich mit religiösen Szenen ausgemalt.
In späteren Zeiten, als nahezu jedermann eine Bibel in die Hand nehmen und sich selbst mit der Hl. Schrift beschäftigen konnte, war diese bildhafte Glaubensvermittlung nicht mehr nötig. Die großflächige Szenenmalerei ging immer weiter zurück, doch so ganz kahl wollte man die Wände nicht belassen. Daher begann man, architektonische Details und Stilelemente künstlerisch hervorzuheben.
Beginnend etwa mit dem Jahr 1900 erhielt auch St. Michael eine Ausmalung. Kleinere Wandelemente hinter den Altären erhielten ein Teppichmuster, die Kapitelle der Säulen wurden farblich betont und der Kreuzweg bekam eine Umrandung. Das Hauptaugenmerk legte der aus Krefeld stammende Maler Rensing jedoch auf die Decke. In den Ecken der Gewölbe erstrahlten florale Elemente, die Kreuzrippen erhielten eine dezente Betonung und um die Schlusssteine entstanden koronare Verzierungen.
Bei der Restaurierung in den 1950er Jahren wurde alles übertüncht und St. Michael zeigte sich in einer strengen neugotischen Nüchternheit. Als bei der nächsten Restaurierung in den 1980er Jahren die Frage einer Ausmalung anstand, konnte die Witwe des Fotografen Karl Fell aus dessen Nachlass eine Reihe Detailaufnahmen der ehemaligen Malerei zur Verfügung stellen, die dann als Grundlage für die Ausmalung dienten. Bis auf wenige Ausnahmen ziert St. Michael heute wieder die gleiche Ausmalung, die der Maler Rensing geschaffen hatte.