Gemeinde St. Michael Waldniel

Alte Kirche

Alte Kirche1 (c) Archiv Pfarre

Die alte Waldnieler Kirche

 Wann die Waldnieler Gläubigen ihre erste Kirche errichtet haben, liegt im Dunkel der Geschichte verborgen. Bekannt ist jedoch ein kleines aus dem Mittelalter stammendes Gotteshaus, das schon lange vor dem Bau des heutigen „Schwalmtal-Domes“ bestand und dem hl. Michael geweiht war. Die Außenmaße betrugen in der Länge 33,30 m und in der Breite 17,69 m. Wie alle Kirchen aus jener Zeit, hatte auch unsere alte Kirche einen eigenen Immunitätsbereich, einen Kirchhof. Dieser war mit einer Mauer umschlossen, die zur Niederstraße hin auch heute noch bis zu 4 m hoch ist. Durch ein großes, verschließbares Tor gelangte man auf den Kirchhof, auf dem über viele Jahrhunderte die Verstorbenen ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Kirche lag südwestlich des Marktplatzesund war von diesem durch Häuser getrennt. Doch auch durch diesefür den Niederrhein übliche räumliche Abtrennung des Pfarrkirchenbezirks vom sonstigen Straßennetz blieb die Nähe zum Zentrum der weltlichen Macht, dem Markt mit seinem Rathaus, erhalten.

Die alte Kirche umfasste ein dreischiffiges Langhaus mit einem um zwei schmale rechteckige Joche verlängerten Chor mit 5/8 Apsis und einem Turm  vor der Westfront. Sie gehörte zu der so genannten „Dülkener Baugruppe“, einer Reihe von Kirchen in unserer Gegend, die alle in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sind. In einem Bericht über den Bau der jetzigen Kirche schrieb der damalige Pfarrer Anton Mömken: „Unsere alte Kirche hat einen im Bestande eingelassenen Denkstein: 1475 erbaut und den 7. Mai desselben Jahres eingeweiht.“ Zum anderen verwies eine alte, verwitterte Steintafel am nordöstlichen Strebepfeiler des Chores auf das Jahr 1377. Das legt den Schluss nahe, dass der Chor oder zumindest Teile davon von einer älteren, uns unbekannten Kirche stammte.

Das Mittelschiff der alten Kirche umfasste drei mit Kreuzgewölben überspannte Joche. Die Gewölberippen ruhten auf kurzen, stämmigen, relativ plumpen Rundsäulen. Es gab zwei Galerien, den so genannten Söller, auf dem Erwachsene während des Gottesdienstes Platz nehmen konnten und die Orgelbühne. Wer die Orgelbühne betreten wollte, musste dafür extra bezahlen.

Im Westen ragte ein dreigeschossiger, nur wenig gegliederter Turm auf, der in einem achtseitigen Helm auslief. Hierin befanden sich drei Glocken sowie ein großes Uhrwerk. Der Turm hatte ein Höhe von rd. 38 m und war damit noch nicht einmal halb so hoch wie der Turm der heutigen Kirche. Unten in der Turmhalle befand sich ein Beichtstuhl und an der Südseite war ein kleines Beinhaus angebaut.

Die Außenmauern waren aus Ziegel und mit Tuffsteinbändern versehen, so wie auch die jetzige Kirche.

Unter der Kirche befand sich eine Grabkammer. Als diese im Jahre 1896 nach langer Zeit nochmals geöffnet wurde, fand man nur drei gänzlich in einander gefallene Särge, auf denen sich keine Aufschriften oder sonstige heraldischen Hinweise befanden.

Die innere Ausstattung war einfach und zweckdienlich. Wenn auch nach Fertigstellung der neuen Kirche fast das komplette vorhandene Mobiliar vorübergehend dort Verwendung fand, so blieben letztlich nur wenige Gegenstände bis heute erhalten. Das alte Altarbild, eine „Darstellung Jesu im Tempel“, diente zunächst auch hier als Altaraufsatz. Heute hängt es in der Turmhalle. Das Chorgestühl wurde später überarbeitet und erhielt eine hochgezogene Rückwand und schmückt ebenso wie ein barockes Kreuzes den heutigen „Schwalmtal-Dom“. Und der Sockel der alten Kanzel trägt heute einen Opferstock.

Nach der Fertigstellung des „Schwalmtal-Domes“  durfte die alte Kirche nach den strengen preußischen Gesetzen nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden.Da man keine andere Verwendung fand, überließ man sie dem Zahn der Zeit, bis sie dann 1896 abgebrochen wurde, bevor der Denkmalschutz Einwände erheben konnte.